Saarbrücker Zeitung, 12. Juni 1984

Eklat im Kulturausschuß

 


Streit um die Ophüls-Jury


Stefan Weskalnys (CDU) verließ die Sitzung - Wortgefechte



Saarbrücken. Der Max-OphülsPreis, über die Landesgrenzen hinausstrahlendes Festival deutschsprachiger Nachwuchsregisseure, ist erstmals in seiner knapp fünfjährigen Geschichte Gegenstand heftigen Parteienstreites. Anlaß hierfür gaben Differenzen zwischen SPD und CDU über die Besetzung der fünfköpfigen Jury für den Wettbewerb 1985. Entgegen der bisherigen Praxis hatte die SPD-Fraktion bei der jüngsten Sitzung des Schul- und Kulturausschusses Vorbehalte gegenüber dem von der CDU vorgeschlagenen Jurymitglied Georg Stingl (München) geltend gemacht und die CDU gebeten, über eine Nachnominierung ein anderes Jurymitglied zu benennen.



„Herr Stingl erfüllt unseres Erachtens nach nicht die notwendigen Voraussetzungen für eine Berufung in die Wettbewerbsjury", begründete SPD-Sprecher Wilfried Dittmar die überraschende Ablehnung des CDU-Vorschlages, Stingl sei als Regisseur nicht genügend ausgewiesen, verfüge auch nicht über Renommee und Ansehen bisheriger Juroren.



Für die CDU bedeutete diese barsche Ablehnung einen „klaren Affront". Von „geckenhafter Eitelkeit" bis hin zu „Kulturterror" (Stefan Weskalnys) reichten die Vorwürfe an die SPD-Kollegen. CDU-Sprecher Herrmann Kronz sah mit einem Male sogar den gesamten Wettbewerb („dann platzt der 0phüls-Preis")

gefährdet. Als auch diese Proteste nichts zu fruchten schienen, die SPD an ihrer ablehnenden Haltung festhielt, verließ sein Fraktionskollege Weskalnys - er hatte die Verhandlungen mit Georg Stingl geführt - gar unter Protest die Sitzung.



Nach zehnminütiger Sitzungsunterbrechung zeigten sich die Sozialdemokraten schließlich kompromißbereit. „Um der Sache willen" und um eine weitere Konfrontation zu vermeiden, so Fraktionschef Dieter Schwan, werde sich die SPD bei der Abstimmung über den CDU-Vorschlag der Stimme enthalten. „Die Verantwortung für diese Nominierung wollen wir jedoch nicht mittragen", erläuterte Schwan das Verhalten seiner Fraktion.



Nach dieser „Vorgeschichte" durften nun auch die von seiten der SPD vorgeschlagenen Jurymitglieder nicht mehr auf die Unterstützung des gesamten Ausschusses hoffen. Mit den Stimmen von SPD und FDP wurden bei Enthaltung der CDU Urs Jenny (Der Spiegel) und Dr. Peter Buchka (Süddeutsche Zeitung), mit den Stimmen aller Fraktionen der von FDP-Sprecher Knerr vorgeschlagene Wiener Journalist Karl Kehli in die Wettbewerbsjury berufen. Fünftes Mitglied ist die Preisträgerin des Vorjahreswettbewerbes, Maria Rosenbaum. Als Ersatzkandidaten nominierte der Ausschuß den Züricher Autor- und Filmemacher Hans-Ulrich Schlumpf.