20. MAX OPHÜLS PREIS 1999

 

Ein Festival der Jubiläen:

Während der Max Ophüls Preis zum 20. Mal vergeben wurde, feierte die saarländische Landeshauptstadt ihr 1000-jähriges Bestehen. Eröffnet wurde das Festival durch den neuen Oberbürgermeister Hajo Hoffmann, der die Nachfolge von Hans-Jürgen Koebnick angetreten hatte, und Ministerpräsident Reinhard Klimmt, dem Nachfolger von Oskar Lafontaine.
Über 20000 Zuschauer und 600 akkreditierte Fachbesucher wohnten den Festtagen im Zeichen der blauen Herzen bei. Neben acht Filmen des » jungen britischen Kinos, neuen » französischen Filmen und der » Retrospektive 'Industrielle Welten‘ gab es auch den neuen Festivaltrailer von Klaus-Peter Weber zu bewundern, der großen Zuspruch beim Publikum erfuhr.
Im darauffolgenden Jahr 2000 war der Trailer gar beim Finale des „New York Festival“ für den » "International Television Programming & Promotion Award" nominiert. Im Wettbewerb um den 20. Max Ophüls Preis konkurrierten 19 Filme (15 D, 2 CH, 2 A).



Max Ophüls Preis: THREE BELOW ZERO, Simon Aeby
Begründung der Jury (Hans Christoph Blumenberg, Felix Eitner, Dr. Veit Heiduschka, Harald Martenstein, Carola Stern): "Simon Aeby hat als seinen ersten Spielfilm ein intimes psychologisches Drama auf engstem Raum inszeniert – und gleichzeitig großes Kino. Perfektes Drehbuch, ausgefeilte Dialoge, hervorragende Schauspieler: Dieser Film hat die Jury gepackt und nicht mehr losgelassen. Der Schweizer Simon Aeby


arbeitet in einer Sprache, die nicht seine Muttersprache ist. Er hat einen New Yorker Film gemacht, so wie auch Max Ophüls, der Namensgeber dieses Festivals, Filme in verschiedenen Sprachen gemacht hat."


Filmpreis des saarländischen Ministerpräsidenten: OI! WARNING, Benjamin und Dominik Reding

Begründung der Jury: "Mit ihrem ersten Spielfilm ‚Oi! Warning‘ führen uns Benjamin und Dominik Reding mit expressiver Wucht in die gewalttätige Subkultur der Skinheads. Der hervorragend fotografierte Schwarz-Weiß-Film zeigt beschädigte Charaktere zwischen blinder Wut und bürgerlichen Sehnsüchten, ohne je in billigen Sozial-Voyeurismus zu verfallen."

Der Förderpreis ging an Eoin Moore für PLUS-MINUS NULL.
Die Nachwuchsdarstellerpreise erhielten: Janina Sachau („Requiem für eine romantische Frau“) und Xaver Hutter („In Heaven“).
Den Kurzfilmpreis erhielt Ruth Mader für GFRASTA.

Der Max Ophüls Preis war dotiert mit 30.000 DM, verbunden mit einer Verleihförderung in Höhe von 30.000 DM. Der Preis des Saarländischen Ministerpräsidenten beinhaltete eine finanzielle Förderung des Preisträgers mit 10.000 DM, verbunden mit einer Verleihförderung in Höhe von 10.000 DM.

 

Saarbrücker Zeitung vom 07.04.1999



Sie war die Seele des Ophüls-Festes


Von Susanne Brenner

Wenn sie bei der Eröffnung des Ophüls-Filmpreises im UT-Kino begrüßt wurde, war der Applaus immer besonders herzlich. Und mancher Festival-Neuling ließ sich von seinem Nebenmann erklären, was denn das Besondere an dieser gepflegten alten Dame mit den weißen Haaren sei. Friedel Heilbronner kam als Schwester des Filmregisseurs Max Ophüls, Namensgeber des Festivals, nach Saarbrücken. Aber sie war viel mehr. Sie war die gute Seele des Festivals. Wie sehr ihre unaufdringliche, stets freundlich neugierige Anwesenheit die Festival-Stimmung prägte, merkte man 1994. Da blieb sie fern. Aus Protest und tief verletzt. Weil zur Eröffnung des Ophüls-Preises der umstrittene Film "Beruf Neonazi" gezeigt werden sollte. Das konnte die gebürtige Saarbrückerin nicht ertragen. "Wenn man fünf Familienangehörige verloren hat, einige davon in Auschwitz, kann man einen Film, wo ein Neonazi nach Auschwitz geht, nicht akzeptieren" , sagte sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Friedel Heilbronner wurde 1909 als Tochter des jüdischen Textilkaufmanns Leopold Oppenheimer in Saarbrücken geboren. 1933 flüchtete sie vor den Nazis bis Argentinien. 26 Jahre blieb sie dort, gründete die erste Modeboutique in Buenos Aires, siedelte dann nach Paris über und lebte in den letzten 15 Jahren in München. "Ich habe mein ganzes Leben glücklichen Zufällen zu verdanken" , sagte sie später. Und sie war versöhnlich. Immer hielt sie Kontakt zu ihrer Geburtsstadt, und 1998 kam sie auch wieder zum Festival. Es sollte das letzte Mal sein. Nie wieder wird man sie beim Ophüls-Preis sehen, umringt von Saarbrücker Honoratioren, fröhlich plaudernd und stets beeindruckend elegant. Am Samstag starb Friedel Heilbronner 89jährig in München. Die gute Seele des Festivals wird sie dennoch bleiben. bre

Albrecht Stuby, Oskar Lafontaine, Friedel Heilbronner (1989)

Friedel Heilbronner, Oskar Lafontaine (1989)

Friedel Heilbronner bei der Verleihung des Max Ophüls Preises 1993