Saarbrücker Zeitung vom 20.01.1993
Saarbrücker Zeitung vom 20.01.1993
Mit einem Lächeln geht alles besser
So ein Mann. . . Für den Fotografen macht Margit Lembert einen Jux mit der "Max"-Figur im Filmhaus.
(Foto: Merkel)
Margit Lembert sorgt dafür, daß sich die vielen Gäste beim Ophüls-Preis wohlfühlen
An ihr kommt kaum jemand vorbei. Ob Journalisten, Regisseure, Schauspieler oder ganz "normale" Filmfreaks mit Dauerkarten: Alle lernen Margit Lembert zwangsläufig kennen. Im Filmhaus ist sie - gemeinsam mit hilfsbereiten Kollegen - die Herrin der Karten. Und man geht gern bei ihr vorbei. Hilfsbereit ist sie immer. Wenn es möglich ist, drückt sie (vor allem bei uns oft ziemlich unorganisierten Journalisten) immer mal ein Auge zu. Manchmal sogar zwei. Mitten im dicksten Streß bleibt stets noch Zeit für ein Lächeln. Und eine gepflegte Erscheinung ist die Mittvierzigerin dazu.
Seit fünf Jahren arbeitet sie im Saarbrücker Filmbüro. Seit vier Jahren gehört sie mit zu dem Team, das dem Ophüls-Preis sein immer wieder so gerühmtes Flair, dem Festival der blauen Herzen soviel Herz gibt. Dabei kam sie eher zufällig dazu. Die gelernte Industriekauffrau hatte vorher bei Möbel Ott gearbeitet, "bis die Firma Konkurs machte, da war ich plötzlich arbeitslos". Da bot ihr das Arbeitsamt eine ABM-Stelle an - beim Filmbüro. Und sie griff zu.
Daß an diesem Arbeitsplatz ziemlich vieles ziemlich anders ist, merkte sie schon bei der Begrüßung. "Mit ihnen fängt ein anderer Neuer an", hatte man ihr gesagt. "Als ich ankam, führt mich genau dieser Neue überall herum, zeigte mir, was und wo ich arbeiten solle. Da war ich so fertig, daß ich beinahe um viertel vor zwölf schon wieder heimgegangen wäre". Was sie nicht wissen konnte: Der "Neue" war Ewald Blum. Und der war damals schon ein Herzstück beim Ophüls-Preis und im Filmbüro - aber bis dahin freiberuflich.
Da ging sie dann doch nicht um viertel vor zwölf. Und nun fühlt sich Margit Lembert schon seit fünf Jahren wohl im Filmbüro. Über Mangel an Arbeit kann sie das ganze Jahr nicht klagen. Aber während des Festivals geht's natürlich besonders rund. Um acht beginnt der Tag. Da sorgt sie erstmal dafür, daß im Kino im Filmhaus der Bestand an Süßwaren und Getränken aufgefrischt wird ("ich habe ein richtiges Warenlager in meinem Büro"), bestellt Nachschub bei Brauereien und Eishändlern. Um 9 Uhr öffnet das Kartenbüro. Und wird den ganzen Tag von filmhungrigen Besuchern gestürmt.
Während unseres kurzen Gesprächs schaffen wir nie mehr als drei Sätze. Entweder klingelt das Telefon oder irgendjemand braucht ganz dringend etwas. Dabei ist es noch recht früh am Tag. Der eigentliche Ansturm kommt erst. Um sechs Uhr schließt der Laden. Danach ist aber nicht etwa Feierabend, dann wird abgerechnet. Vor 21, 22 Uhr ist selten Feierabend. "Mein Mann hat sich schon damit abgefunden", lächelt Margit Lembert, "der versorgt sich in dieser Zeit selbst". Wenn das Festival rum ist, macht die Kleinblittersdorferin erst mal Urlaub - in Spanien. Übrigens: Von den Festival-Filmen erlebt sie nicht einen einzigen. Wann auch? Aber privat sieht sie gerne Spielfilme. "Am liebsten hab' ich Action-Filme", verrät sie. Wahrscheinlich reicht die Action im Filmbüro einfach nicht aus.
SUSANNE BRENNER