LEROY DOUGLAS
Manfred Kirchheimer
LEROY DOUGLAS ist ein Kurzfilm (ca. 2:30 Minuten). Er entstand 1966 im Rahmen einer Protestaktion von Künstlern gegen den Vietnamkrieg ("Angry Artists Against the Vietnam War"). Damals wurden unabhängige Filmemacher gebeten, einen Film von maximal 100 Fuß Länge (ca. 2:30 Min) herzustellen. Diese Filme sollten im Rahmen einer Protestwoche gegen die damalige Vietnam-Politik der US-amerikanischen Regierung gezeigt werden.
Die einzelnen Tage dieser Protestwoche sollten von Vertretern unterschiedlicher Kunstrichtungen gestaltet werden: Straßentheater, Poesie, Malerei, Photografie, Filmkunst usw.
Für die Herstellung des Kurzfilms gab es eine zeitliche Vorgabe von drei Wochen Produktionszeit.
Im Rahmen der genannten Protestwoche wurden schließlich 64 der eingereichten Kurzfilme in einem der bekanntesten Lichtspieltheater Manhattans aufgeführt. Auch Manny Kirchheimers Film LEROY DOUGLAS wurde gezeigt.
In diesem Film geht es um schwarze Arbeiter, die im winterlichen Manhattan mit billiger Konfektionsware beladene Kleiderständer durch den geschäftigen "Garment-District" rollen, einer Gegend Manhattans, in der es immer noch viele Textilbetriebe gibt (8. Avenue, etwa von der 33. bis zur 41. Straße).
Im Verlauf der Darstellung dieser trostlosen Arbeitswelt wird im Flüsterton ein Offkommentar eingesprochen: "Es hat sich gestern in den umliegenden Straßen schnell herumgesprochen, dass Leroy Douglas, der Junge, der bei "Slone's Dresses" in der 38. Straße gearbeitet hat, in Vietnam gefallen ist. Wir sehen gerade, wie sein Vater einen Lastkraftwagen rückwärts rangiert." Und man sieht danach einen älteren schwarzen Mann, der mit einem niedergeschlagenen Blick in die Kamera schaut. Schließlich sieht man viele Hände zärtlich über die mit Plastikfolien überzogenen Kleiderständer streichen, als ob es sich um Särge handelt, in die man gerade liebe Verstorbene gebettet hat.
Von den 64 gezeigten Filmen wurden 12 für eine Tournee durch die USA aus-gewählt. Auch der Film Manny Kirchheimers gehörte dazu. LEROY DOUGLAS wurde danach im Rahmen der Pariser Friedensgespräche u. a. den Mitgliedern der nordvietnamesischen Delegation gezeigt.