30. MAX OPHÜLS PREIS 2009
30. MAX OPHÜLS PREIS 2009
Vom 26. Januar - 1. Februar 2009 fand das diesjährige Max Ophüls Festival im Jubiläumsjahr unter der Leitung von Gabriella Bandel und Philipp Bräuer in Saarbrücken statt.
Begründung der Jury:
"Ein Film, der in Marseille spielt, in Brasilien, Belgrad, Tokio, Luxemburg und New York. Thomas Woschitz nimmt uns in „Universalove“ mit auf eine große Reise und wirft an allen Schauplätzen einen lebensklugen Blick auf die Liebe, auf die Verwirrungen, die Verrücktheiten und Vergeblichkeiten der Liebe. Eine atemlose, vibrierende Odyssee zur Musik von Naked Lunch, die kein geschmacksverstärkender Soundtrack ist, sondern eine Hauptrolle spielt. Thomas Woschitz entwickelt in seinem virtuos verschränkten Episodenfilm aus der Ästhetik der Musikvideos eine junge, eigensinnige Erzählweise. Jeder seiner Figuren schenkt er einen je eigenen Bilderkosmos, einen eigenen Rhythmus, eine eigene Atmosphäre.
Und am Ende hält die Welt vor lauter Liebe für einen Augenblick den Atem an."
Wochenspiegel Online 09.03.2009
Von der intimen Retrospektive zum bedeutenden Festival
30 Jahre Max Ophüls Preis Saarbrücken: eine cineastische Institution
Das Saarbrücker Filmfestival Max Ophüls Preis, das kürzlich seinen 30. Geburtstag gefeiert hat, engagiert sich seit seiner Gründung für den jungen deutschsprachigen Film. Es versteht sich als wichtigstes Forum für die Förderung neuer Talente aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und kann für sich beanspruchen, das einzige explizite Nachwuchsfilmfestival im deutschsprachigen Raum zu sein“ – so sachlich-nüchtern, aber auch nicht ohne Stolz, kündet das Filmfestival auf der Website www.max-ophuels-preis von seinem eigenen Selbstverständnis.
Für junge Filmemacher stellt die Teilnahme am „Max Ophüls Preis“ einen bedeutenden Schritt in ihre professionelle Zukunft dar.
So standen Filmschaffende, die heute deutsche Kinogeschichte schreiben, in Saarbrücken zum ersten Mal im Rampenlicht, wie z. B. Christian Petzold, Andreas Dresen, Dani Levy oder die Schauspieler Til Schweiger, Christiane Paul und Maria Schrader. Nicht nur der runde Geburtstag bietet Anlass, einen Blick zurück zu werfen auf den Beginn der Erfolgsgeschichte.
Ein Beginn, der untrennbar mit einem Namen verbunden ist: Albrecht Stuby. Wir besuchten den Vater des Festivals im Filmhaus Saarbrücken. Man schrieb das Jahr 1978, als sich mit der Gründung des Stadtkinos für Freunde des anspruchsvollen Films in Saarbrücken neue Perspektiven auftaten.
Ophüls-Retrospektive wird angedacht
Im gleichen Jahr wurde eine Retrospektive des Saarbrücker Regisseurs Max Ophüls erstmals angedacht. Max Ophüls (06.05.1902-26.03.1957) gilt als einer der großen europäischen Regisseure des 20. Jahrhunderts. Geboren in Saarbrücken, verließ er schon als junger Mann seine Heimatstadt, um an verschiedenen Theatern in Deutschland zu wirken.
In der Metropole Berlin entstanden seine ersten filmischen Arbeiten. 1933 emigrierte der aus einer jüdischen Familie stammende Regisseur zuerst nach Frankreich, später in die USA. In den 50er Jahren kehrte Max Ophüls nach Europa zurück, um Film- und Theaterprojekte in Frankreich und Deutschland zu realisieren.
Umgesetzt wurde die Retrospektive im Jahr 1979, unter Leitung des Kulturdezernenten Ernst Küntzer und mit Beratung durch Stadtkino-Leiter Albrecht Stuby und Michael Beckert (Saarbrücker Zeitung). Neben 420 Besuchern in der Camera auch vor Ort: Marcel Ophüls, Sohn des Regisseurs.
„Während der Retrospektive hatte ich die Idee, mit einem Filmpreis für deutschsprachige Nachwuchsregisseure Ophüls in seiner Heimatstadt ein Denkmal zu setzen“ blickt Stuby zurück und verweist darauf, dass für junge Regisseure zu jener Zeit mit Ausnahme des Bundesfilmpreises und der Berlinale noch keine Preise ausgelobt worden sind. Begeistert von dieser Idee war auch Oskar Lafontaine, Oberbürgermeister der Stadt Saarbrücken.
Erster Siegerfilm „Willy-Busch-Report“
Bescheiden lesen sich die Anfänge des ersten Festivals, das an drei Tagen des Jahres 1980 in der Camera über die Bühne ging.
Fünf Jurymitglieder meldeten je fünf Filme, von denen zwölf am Wettbewerb teilnahmen. Erster Sieger war „Der Willy-Busch-Report“ von Nikolaus Schilling.
Mit 708 Zuschauern war die Besucherresonanz jedoch noch bescheiden. Immerhin jedoch: Ein Anfang war gemacht. Schon zur zweiten Auflage 1981 konnten sich Filmemacher mit ihren Beiträgen selbst bewerben. 18 Filme stritten um den Preis, darunter auch erstmals Produktionen aus der Schweiz.
Über 2000 Besucherinnen und Besucher und eine steigende Aufmerksamkeit in der Presse hatten zur Folge, dass andere deutsche Festivals aus Angst vor der Konkurrenz bewusst Beiträge boykottierten, die in Saarbrücken zu sehen waren. 1982 feierten dann auch erstmals Filme aus Österreich und vor allem auch aus der DDR ihre Ophüls-Premiere, „unser Durchbruch“, so Stuby, weil erstmals wirklich von einem deutschsprachigen Festival die Rede sein konnte.
Fortan ging es mit dem Festival um den Max Ophüls Preis ständig bergauf. 34000 Besucher im Jahr 2008 tragen Kunde von einer überragenden regionalen wie überregionalen Resonanz.
Für viele ein wichtiger Schritt auf der Karriereleiter
Festivalentdeckungen: Til Schweiger – Christiane Paul – Maria Schrader – Daniel Brühl - Thomas Kretschmann
Neue Reihen kamen hinzu, neue Ideen, neue Kinos. Aktuell hat der Preis im Filmhaus, dem kino achteinhalb, dem camera zwo und im Cinestar (seit 2003) seine Heimat. „Schon in den Gründerjahren hatten wir verschiedene Reihen neben dem eigentlichen Wettbewerb etabliert“ erinnert sich Stuby an die Ausweitung des Programms.
Nach den „Saarbrücker Premieren“ folgten schon rasch die Kurzfilmreihe und der Preis für den besten Nachwuchsdarsteller. 2008 waren neben den drei Wettbewerben (Langfilm, Kurzfilm und Mittellang) zehn weitere Reihen zu sehen.
Albrecht Stuby fungierte bis 1990 als Leiter, um als Direktor noch bis 2002 das Festival als Direktor zu begleiten. Hernach folgte eine Privatisierung der Organisationsstruktur in die Perspectives GmbH. Die weiteren Festivalleiter waren Martin Rabius (1991/92), Christel Drawer (1993 bis 2002), Dr. Boris Penth (2003 bis 2005), die 2008 verstorbene Birgit Johnson (2006/07) und seit 2008 das Duo Philip Bräuer und Gabriela Bandel.
Wenn Albrecht Stuby auf 30 Jahre Max Ophüls Festival zurückblickt, tut er dies mit etwas Kopfschütteln, etwa wenn es um die Abschaffung der bewährten blauen Herzen als Siegestrophäe im Jahr 2003 oder der „zu starke Fokus auf regionale Interessen“ in der Ägide des Dr. Penth geht. Vor allem aber sieht der Festivalgründer mit mehr als berechtigtem Stolz die Strahlkraft, die das Festival auf Saarbrücken wirft.
Der Max Ophüls Preis ist fest etabliert und hat seinen unverrückbaren Platz in der Festivallandschaft. Es sind aber auch beeindruckende (Sieger)Filme, die in Stubys Erinnerung haften geblieben sind. Exemplarisch nennt er „Taxi zum Klo“ (1981), „Café Malaria“ (1983), „Peppermint Frieden“ (1984), „Nicht nichts ohne dich“ (1986), „Shalom General“ (1990), „Der Erdnußmann“ (1992), „Mammamia“ (1998), „Three Blow Zero“ (1999), „Muxmäuschenstill“ (2004) und „Schläfer“ (2007).
Jörg Jung