Nachfolgend aus dem Jahr 2006 einige Zeitungsartikel, Presseinformationen und allgemeine Infos über das Filmhaus Saarbrücken:
BILD vom Januar 2006
Saarbrücker Zeitung vom 04.01.2006
„In Panik gerate ich nicht“
Interview mit Filmhaus-Leiter Albrecht Stuby über das neue Saarbrücker Kino Camera Zwo, das morgen öffnet
Morgen öffnet in der Saarbrücker Futterstraße ein neues Kino – die Camera Zwo (wir haben berichtet): Aus dem Scala-Kino ist nun ein Kunstfilm-Kino geworden. Albrecht Stuby, Leiter des Saarbrücker Filmhauses, sieht sein Kino in der Mainzer Straße bedroht. SZ-Redakteur Tobias Kessler hat mit Stuby gesprochen.
Wie empfinden Sie die Umwandlung des Scala-Kinos in das Arthouse-Kino Camera Zwo?
Stuby: Natürlich ist das eine Konkurrenz fürs Filmhaus. Unser Erfolg hat Begehrlichkeiten geweckt. Und da das Scala-Kino rote Zahlen geschrieben hat, hat man sich eine neue Verwendung gesucht – die Kunstfilmschiene. Die Camera Zwo wird eher die kommerzielleren Kunstfilme im Programm haben wollen, um gewinnbringend zu arbeiten. Da muss man abwarten, ob es in diesen Grenzbereichen zu großen Verwerfungen kommen wird. Aber natürlich werden gewisse Filme nicht mehr im Filmhaus laufen können, auch weil die Camera Zwo den Verleihern eine längere Laufzeit der Filme anbieten kann.
Wie sehen Sie insgesamt die Chancen der Camera Zwo?
Stuby: Vielleicht funktioniert es ja, wenn man die kommerziellsten Filme aus dem Arthouse-Bereich – etwa aktuell den neuen Woody Allen – einsetzt. Dagegen spricht, dass die Camera Zwo nicht grundlegend renoviert wurde. Die Leute, die die ganze Zeit für wenig Geld in die Scala gegangen sind, müssen jetzt normalen Eintritt zahlen, was manche Kinogänger vielleicht verschreckt. Die Camera Zwo muss sich ein neues Publikum heran ziehen. Ob das klappt, muss sich zeigen – vor allem, ob die kleineren Kunstfilme, die wir ja auch zeigen, dort gut laufen.
Wird sich das Filmhaus-Programm durch die Camera Zwo verändern?
Stuby: Sicher, manche Filme werde ich nicht mehr zeigen können. Die Camera Zwo muss ja bestrebt sein, ihre Säle zu füllen.
In den 90er Jahren haben die alte Camera an der Berliner Promenade und das Filmhaus doch ganz gut nebeneinander gelebt.
Stuby: Man darf aber nicht vergessen, dass die Camera damals nur zwei Säle hatte, die Camera Zwo dagegen hat heute sechs.
Damals gab es Programmabsprachen, wird es die wieder geben?
Stuby: Bisher gibt es keine.
Planen Sie für Ihre Filme jetzt auch längere Laufzeiten, um den Verleihern entgegen zu kommen?
Stuby: Wir haben ja auch manchmal lange Laufzeiten – gerade läuft „Wie im Himmel“ bei uns in der siebten Woche, „Factotum“ lief gerade vier Wochen. Wir können unser Programm ja auch bei großer Publikumsnachfrage ändern, was wir aber nicht gerne tun, weil wir ein monatliches Programmheft haben. Allerdings bin ich skeptisch, ob ich die Filme bekomme, die eine lange Laufzeit auch rechnerisch rechtfertigen. Möglicherweise muss ich die Filme in Zukunft sogar kürzer spielen, nur noch acht Tage, weil es die kleineren Filme sind.
Ihre schlimmste Befürchtung?
Stuby: Wenn sich zwei Häuser dieser Art Konkurrenz machen, kann es passieren, das am Ende beide Häuser schließen, weil es sich für beide nicht mehr rechnet. Aber in Panik gerate ich nicht. Ich hoffe auf unser treues Stammpublikum.
Hintergrund
Wechselhafte Tage sind das für das Saarbrücker Filmhaus zurzeit: Entgegen dem allgemein negativen Kino-Trend – 15 bis 20 Prozent Besucherrückgang gegenüber 2004 – konnte das Filmhaus fünf Prozent an Zuschauern zulegen. Dennoch wird politisch um das kommunale Kino und seinen Standort gerungen – die CDU schließt, um Geld zu sparen, einen Umzug nicht aus, die anderen Parteien sind gegen eine Verlegung des Filmhauses. Da die Verhandlungen über niedrigere Mietpreise in der Mainzer Straße erfolgreich zu verlaufen scheinen, stehen die Zeichen für eine Einigung im Kulturausschuss Mitte Januar gut – das ist mehr als erfreulich. tok