Filmhaus 2005
 

Nachfolgend aus dem Jahr 2005 einige Zeitungsartikel, Presseinformationen und allgemeine Infos über das Filmhaus Saarbrücken:

Saarbrücker Zeitung vom 09.02.2005

Wie schöne Filme ins Kino kommen

Ein gutes Händchen hat Filmhaus-Chef Albrecht Stuby mit seiner Auswahl für das Saarbrücker Filmhaus im vergangenen Jahr bewiesen. Einige Filme waren echte Renner. Wir fragten nach, wie so ein Programm gemacht wird.

Von SZ-Redakteurin

Ulrike Conrath

Saarbrücken. „Wo das Kino lebt“ lautet der Slogan des Saarbrücker Filmhauses. Und wie es lebt. Zwölf Prozent Zuschauerzuwachs verzeichnet das kleine aber feine, nicht-kommerzielle Kino in der Mainzer Straße 8 für das Jahr 2004. Von 50079 im Jahr 2003 ist die Zahl der Besucher in das Kino mit dem schönen Innenhof 2004 auf 56165 angestiegen. Für die guten Zahlen sorgten unter anderem Renner wie „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ (Regie: Peter Webber) mit Scarlett Johansson; oder auch die „Geschichte vom weinenden Kamel“: Dass das Publikum in Scharen in diese Filmdokumentation in mongolischer Sprache mit Untertiteln strömte, davon war auch Filmhaus-Chef Albrecht Stuby überrascht. Erfolg lässt sich nur begrenzt planen.

Programm-Routinier Stuby, der seit 1978 Filmkunst ins Kino bringt, zunächst in der Camera, seit 1991 im Filmhaus, steckt dennoch viel Zeit und Arbeit ins „Komponieren“ seines Spielplans. Bei den Festivals in Berlin, München und Mannheim macht er sich selbst ein Bild von neuen Produktionen. „Wenn ich Glück habe, sehe ich dort schöne Filme, die ich auch bekomme“, sagt er. Denn: Die Filmverleihe sitzen am längeren Hebel. „Bei den großen amerikanischen kann ich es vergessen“, urteilt Stuby. Manche der größeren Verleihe kennen die guten Zahlen des Saarbrücker Kunst-Kinos und schicken ihre Kopien zum Filmstart auch schon einmal einem Markt-Zwerg wie dem Filmhaus. Kleine Verleihe heißt es zu pflegen, denn „ohne sie kann das Kunstkino nicht überleben“, sagt Stuby.

Zurück zur Auswahl der Filme: In der Fachpresse verfolgt der Filmhauschef von der Produktion an, was sich bei den deutschen Filmen tut. Alle Festivals weltweit beobachten er und seine Mitarbeiter und werten das Presseecho aus. Ein stattliches Archiv, nach Regisseuren alphabetisch geordnet, zeugt von dieser Fleißarbeit. Die Sieger der Festivals in Venedig, Cannes und Locarno merkt Stuby vor und versucht, sie schnell ins Programm zu nehmen. So laufen am 10. März gleich zwei Festivalsieger von Venedig im Filmhaus an: „Mar adentro“ von Alejandro Amenabar (Großer Preis der Jury) und „Vera Drake“ von Mike Leigh (Goldener Löwe). „Ich will keine Klamotten“, bemerkt Stuby trocken auf die Frage nach seinen Auswahlkriterien. Sein Interesse gelte dem Gegenwartsfilm. Mit dem Filmhaus-Programm will er ein möglichst aktuelles und repräsentatives Bild des modernen Kinos vermitteln. Bei Produktionen, die er vorher nicht selbst sehen konnte, muss Stuby sich auf das Kritikerecho verlassen. Dabei gelte: widerspüchliche Meinungen „machen einen Film auch interessant“. Die Eintrittsgelder investiert das Filmhaus in sein Programm. Rund 320000 Euro stehen dafür derzeit jährlich zur Verfügung.

„Soll ich den Film zum Bundesstart ins Programm nehmen oder 14 Tage warten und sehen, wie er läuft? Welche Filme lasse ich im großen oder kleinen Haus laufen? Reicht die Zahl der Vorstellungen für diesen Film? Bekomme ich genug Filme von kleinen Verleihen unter?“ Viele Fragen bringen Albrecht Stuby in der letzten Phase des Programm-Machens ins Grübeln. Die Deadline ist klar: Am 20. des Vormonats müssen die Texte für das neue Programm in der Druckerei sein.

Ob im März wieder ein Renner drin ist? Nun, die Wiederholung eines Publikumslieblings auf jeden Fall: Am 10. März läuft „Rhythm is it“ wieder an. Die Dokumentation eines ungewöhnlichen Tanzprojektes mit Schülern und der Berliner Philharmonie hat im Januar schon für ein volles Filmhaus gesorgt.

Saarbrücker Zeitung vom 23.07.2005

Filmhaus-Chef Albrecht Stuby plant sein Erbe

Diskussion um Kino-Zukunft

Weil der Ophüls-Festivalgründer und Filmhaus-Leiter Albrecht Stuby Ende 2006, wenn der Mietvertrag des Kinos ausläuft, ins Rentenalter kommt, will er vorsorgen. Stuby schlägt vor, aus den Reihen des Festivals das Filmhaus fortzuführen.

Saarbrücken. Nach der Diskussion im Saarbrücker Filmhaus lief ein Kurzfilm, in dem der Hauptfigur das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht. Das scheint dem Kino zurzeit nicht mehr zu blühen, nachdem eine wenig umsichtige Kürzungsidee der CDU/FDP-Mehrheitsfraktion wieder zurückgenommen worden war (wir berichteten). Doch das Programmkino in der Mainzer Straße muss langfristig um seine Zukunft und seinen Standort fürchten: 2006 läuft der Mietvertrag des Kinos aus, und Filmhaus-Chef Albrecht Stuby kommt ins Rentenalter.

Grund und Stoff genug also für eine Diskussion des Bürgerforums Kultur am Donnnerstag im Filmhaus. Dort präsentierte Stuby ein überraschendes Modell, wie es mit seinem Kino weiter gehen könnte. Zwar sprach er auch die Möglichkeit an, es ins Scala-Kino zu verlegen, wo man zwei Kinosäle bespielen könnte, doch überzeugt wirkte er nicht. Seine Idee ist, stärker die Verbindung zwischen Filmhaus und dem Ophüls-Filmfestival zu suchen, die früher ohnehin eine stärkere Bande war. Stuby könnte sich vorstellen, das Filmhaus in der Perspectives GmbH zu verankern, zu der neben Ophüls das Theaterfestival Perspectives Nouvelles und sowie das Kleine Theater im Rathaus gehören. Diese neue Heimat würde pro Jahr 16000 Euro an Mehwertsteuern sparen – was allerdings gemessen am jährlichen Filmhaus-Defizit von 200000 Euro nicht entscheidend wirkt. Stuby denkt auch an etwas anderes, „meine Nachfolge.“

Albrecht Stuby

Das Festival laufe eine Woche im Jahr und habe aureichend Personal, sagte Stuby, das Filmhaus-Programm laufe das ganze Jahr über – mit wenig Personal, mittlerweile über eine Firma angemietet. Konsequenz: „Das Filmhaus könnte auf Personal verzichten.“ Und: „Jemand vom Festival könnte meine Stelle übernehmen“, womit Stuby wohl die Leitung meint, was vermuten lässt, dass das Klima zwischen Filmhaus und der neuen Ophüls-Spitze Birgit Johnson besser ist als in früheren Jahren. So würde er zum Abschied ein altes System wiederbeleben, das der Ophüls-Gründer selbst bis 1990 erprobt hat – städtische Filmarbeit (wenn auch dann ausgelagert) und Festivalleitung in einer Hand.

Bis diese Neuerungen diskutiert und beschlossen sind (oder eben nicht), gilt es erstmal, den Ort des Filmhauses zu erhalten. Da sieht Stuby den Kulturdezernenten Walter Schwarz-Paqué in der Pflicht – dieser werde versuchen, die von Stuby als überhöht empfundene Miete des Filmhauses beim Hausbesitzer, der Saarland Bauträger GmbH, bei einem möglichen neuen Vertrag zu senken – auf einen „ganz normalen Marktpreis“. Der Idee eines Förderkreises, wie einige Besucher im Filmhaus anregten, räumte Stuby keine großen Chancen ein, eingedenk der Tatsache, dass beispielsweise viele Menschen beim spargebeutelten Staatstheater gerne ihre Unterschrift gäben, Geld aber nicht ganz so gerne. An einen erzwungenen Umzug mag Stuby ohnehin nicht glauben: „Es gibt positive Signale, dass wir bleiben.“ tok

An diesem Samstag wird im Filmhaus (22 Uhr) der „Filmhaus Award“ an Thomas Grube, „Rhythm Is It“-Regisseur, verliehen, der danach läuft.

         Walter Schwarz-Paqué

Saarbrücker Zeitung vom 17.09.2005

Filmhaus im Würgegriff

Der Saarbrücker Kulturausschuss debattierte mehrere heiße Themen

Die Zukunft des Filmhauses war Thema im Saarbrücker Kulturausschuss, der am Donnerstag bis in den Abend hinein tagte.

Von SZ-Redakteurin

Susanne Brenner

Saarbrücken. Das Filmhaus auf dem CDU-Prüfstand ...

Ansonsten war es wie leider schon seit Jahren in Saarbrücken: Kultur fand mal wieder hauptsächlich im Zusammenhang mit angedrohtem Sparen statt. Kulturdezernent Walter Schwarz-Paqué hatte die Stadtverordneten zum Ortstermin ins Filmhaus geladen. Damit die Damen und Herren mit eigenen Augen sahen, worüber sie diskutierten. Filmhaus-Chef Albrecht Stuby führte die Gäste durch „sein“ wunderschönes Haus, und da, wo sonst die Kinobesucher sitzen, wurde dann über die Zukunft des Filmhauses diskutiert.

Der Kulturdezernent schickte ein leidenschaftliches Bekenntnis für den Erhalt des Filmhauses in der Mainzer Straße 8 voraus. Und schnell war klar, dass sowohl SPD also auch FDP und Grüne in dieser Sache hinter ihm stehen. Die CDU-Fraktion dagegen will im Zuge der allgemeinen Sparbemühungen auch das Filmhaus auf den Prüfstand stellen. Ihr Sprecher Richard Lucien Borg forderte, man solle auch nach möglichen anderen, preisgünstigeren Standorten suchen (das Scala-Kino brachte jemand ins Gespräch). Von dieser Haltung ließ sich die CDU-Fraktion auch nicht abbringen, als feststand, dass der Kulturdezernent in seinen Verhandlungen mit dem Vermieter des Filmhaus-Gebäudes erfreuliche Preisnachlässe erzielen konnte (zwischen 30 und 40 Prozent, so hört man). Nach langem, zähmen Ringen einigte sich der Ausschuss dann immerhin auf den gemeinsamen Antrag an die Stadt, zunächst mal einen Ist-Zustand im Filmhaus zu ermitteln und mögliche Einspar-Chancen durch zu prüfen. Ein Plan ist nämlich, Filmhaus und Ophüls-Festival unter dem Dach der städtischen Perspectives GmbH zu vereinen und das gesamte Filmgeschehen mittelfristig in die Hände von Ophüls-Chefin Birgit Johnson zu legen. Die hielt dann auch im Kulturausschuss ein so flammendes, emotionales Plädoyer für die Filmstadt Saarbrücken, mit ihrem ,,wunderbaren, filmverrückten Publikum“, dass man eigentlich erwartet hätte, dass ihr alle spontan applaudieren. ...

Meinung

Gefährliche Spiele der CDU

Von Sz-Redakteurin

Susanne Brenner

Es ist nicht zu fassen. Da sitzen sie in einem der schönsten Kinos der Republik – und die CDU-Fraktion im Saarbrücker Kulturausschuss diskutiert darüber, es womöglich zu zerstören. Man betrachtet die wunderschöne Einrichtung des Filmhauses, nimmt die einzigartige Atmosphäre auf und möchte am liebsten aufstehen und schreien: „Seht ihr denn nicht, was ihr mit euren Planspielchen anrichtet? Wollt ihr, dass hier alles rausgerissen wird?“. Das Filmhaus ist das vielleicht Beste, was Saarbrücken in den letzten 15 Jahren aufgebaut hat. Das ehemals etwas runtergekommene Ensemble ist heute ein städtebaulicher Diamant. Nur wenige Gebäude hier haben eine solche Ausstrahlung. Dazu ist dieses Kino Anziehungspunkt für rund 60000 Filmliebhaber jährlich und damit das erfolgreichste kommunale Kino. Bevor das Filmhaus entstand, endete zudem der belebte Teil der Innenstadt am St. Johanner Markt. Dass heute die Mainzer Straße in ihrem vorderen Teil richtig Glamour hat, verdankt sie dem Magneten Filmhaus. Alle anderen Fraktionen im Stadtrat wissen das sehr wohl. Von den CDU-Mitgliedern im Kultur(!)ausschuss hätte man sich gewünscht, dass sie sich in ihrer Fraktion für das Filmhaus stark machen. Stattdessen wird die Alles-muss-auf-den-Prüfstand-Hysterie der CDU zunehmend zur Bedrohung der Saarbrücker Kultur.